Rezension

Editorial

Liebe Menschen, die KUNSTFORM lesen, darin stöbern und Lektüreanregungen finden!

Weder der jüngste Beschluss des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe noch die an manchen geschichtswissenschaftlichen Departments intonierten Abgesänge auf Frauen- und Geschlechterforschung können (und wollen) darüber hinwegtäuschen, dass die Unterscheidung der Menschheit in Frauen und Männer ein sehr potentes, weil diskriminierend angelegtes Narrativ darstellt. Daran waren und sind Bilder und visuelle Kultur fundamental beteiligt. Die kunst- und bildgeschichtliche Forschung trägt dem seit Längerem durch prägnante Analysen Rechnung und scheint dazu umso mehr angehalten, als demokratisch gewählte „Pussy Grabber“ heute höchste politische Ämter besetzen und sich beim Abschluss guter Deals visueller Floskeln männlicher Herrschaft bedienen, deren Herkunft und Implikationen wir nun hinreichend kennen und zu deuten wissen. Inwiefern unsere populäre Kultur von tradierten Gender-Stereotypen durchzogen ist bzw. darauf regelrecht basiert, hat jüngst auch die kanadische Medien- und Politikwissenschaftlerin Anita Sarkeesian am Beispiel von Computerspielen analysiert. Ihre seit 2012 produzierte und unbedingt sehenswerte Filmserie "Tropes vs. Women in Videogames" erkundet „die Rollen und Darstellungen von Frauen in Computerspielen […] aus einer weiteren, systemischen Perspektive“. (https://www.youtube.com/watch?v=X6p5AZp7r_Q) Sarkeesians über youtube veröffentlichte Kurzfilme mit Titeln wie „Damsel in Distress“ oder „Sinister Seductress“ provozierten einen wahren Shitstorm aus der Gamer-Szene und anderen Foren, die sie mit sexistischen und rassistischen Beschimpfungen überzogen und so zu einem partiellen Rückzug aus der Öffentlichkeit zwangen. Grund genug, dieser „Lady in Distress“ Unterstützung zuzurufen – egal welchen Geschlechts wir sind.

Wir wünschen Ihnen neue Erkenntnisse durch diese Ausgabe von KUNSTFORM und eine schöne Adventszeit, die sich ja allenthalben ankündigt.

Philippe Cordez Hubertus Kohle Susanne Leeb Florian Leitner Sigrid Ruby Ute Verstegen


zur Ausgabe KUNSTFORM 18 (2017), Nr. 11

Empfohlene Zitierweise:

Magnus Brechtken: Rezension von: André Deschan: Im Schatten von Albert Speer. Der Architekt Rudolf Wolters, Berlin: Gebr. Mann Verlag 2015
in: KUNSTFORM 18 (2017), Nr. 11,

Rezension von:

Magnus Brechtken
Institut für Zeitgeschichte München - Berlin

Redaktionelle Betreuung:

Redaktion der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte