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Editorial

Gerade die Kunstgeschichte hat sich aufgrund der Geschichte ihrer Gegenstände immer wieder mit der Frage nach der Wirkmächtigkeit von Bildern und dem religiösen oder politischen Einsatz einer solchen Wirkmächtigkeit befasst. Insofern ist sie auch eminent in diverse Schauplätze aktueller Politiken involviert. Zum einen ist sie als Spezialdisziplin für die Themen einer allgemeineren visuellen Kultur in Debatten gefragt, wenn es darum geht, Bildpolitiken und Repräsentationsprozesse zu analysieren, etwa die Bildproduktion über Kriegsgebiete und Geflüchtete. Zum anderen ist sie mit Kulturbegriffen und Wertevorstellungen befasst, die es gegen einen nationalisierenden, statischen und essenzialisierenden Kulturbegriff, der derzeit von rechten Parteien und Bewegungen (AfD, Identitäre, Front National, PIS u.a.) in Stellung gebracht wird, zu verteidigen gilt. Eine transkulturelle Kunstgeschichtsschreibung zeigt immer wieder neu, dass es kein Artefakt gibt, das sich einem solchen Kulturverständnis fügen würde. Vielmehr sind diese durch (meist ungleiche) Prozesse des Austauschs, des Kontakts, durch Migration, Zirkulation und diverse Aneignungsprozesse entstanden. Dazu gehört selbst ein vermeintlich nationales Kulturerbe, das – und das kann die Kunstgeschichte zeigen – einem reduktionistischen Kulturverständnis unterworfen ist. Im Sinne einer Komplexität von Beziehungen hoffen wir auf eine rege RezensentInnenbeteiligung an dem noch relativ jungen Schwerpunkt von Kunstform im Bereich der transkulturellen und postkolonialen Kunstgeschichte.

Ulrich Fürst Hubertus Kohle Susanne Leeb Olaf Peters Sigrid Ruby Ute Verstegen