Rezension
Editorial
Editorial Oktober 2014
Wenn die Redaktion eine Ausgabe nicht als ‚Themenheft‘ konzipiert hat, dann ist das Aufeinandertreffen der verschiedenen Beiträge in einer Ausgabe von KUNSTFORM nicht selten von den Wechselfällen der Publikationstermine und der individuellen Arbeitskapazitäten abhängig. In diesem ‚Zufallsgenerator‘ des Rezensionswesens können sich aber auch interessante Querschnitte und Seitenblicke ergeben, die ursprünglich noch nicht geplant waren.
In dieser Ausgabe stehen beispielsweise Rezensionen über mehrere Publikationen nebeneinander, die Kunst im Hinblick auf bestimmte geographische Räume behandeln, im Hinblick darauf, wie diese konstituiert werden und in welchen Austauschverhältnissen sie stehen. Die Maler Benjamin West (1738-1820) und John Singleton Copley (1738-1815) werden als Protagonisten einer „transatlantischen Welt“ verhandelt, so dass Ozeane „als Handlungsräume“ der Kunst erscheinen. Gegen Stereotypen in der Wahrnehmung der frühneuzeitlichen Kulturregion Neapel als eines fremdartigen, nicht recht durchschaubaren und gefährlichen Orts, für den die herkömmlichen Kategorien der historischen und der kunsthistorischen Klassifizierung nicht greifen, richten sich die jetzt veröffentlichten Ergebnisse mehrerer interdisziplinärer Workshops des britischen Research Council. Der Sammelband einer Tagung über „Islamic Artefacts in the Mediterranean World“ am Kunsthistorischen Institut Florenz „lenkt den Blick auf das Spätmittelalter und die frühe Neuzeit, als Objekte zwischen den Höfen und Regierungen des Mittelmeerraumes hin- und hergingen - Gegenstände, die nicht nur als Repräsentanten ihrer jeweiligen Herkunftskultur, sondern auch als Botschafter des Austauschs fungierten“. Aber auch das historische Florenz tritt als Schaulatz auf, wenn das dortige Wirken religiöser Konfraternitäten und die von diesen gestifteten Werke frühneuzeitlicher Kunst untersucht werden.
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Ulrich Fürst, Hubertus Kohle, Stefanie Lieb, Olaf Peters
zur Ausgabe KUNSTFORM 15 (2014), Nr. 10