Rezension

Editorial

Zwei Aspekte fallen uns bei der Durchsicht der aktuellen Ausgabe Januar 2014 besonders ins Auge:

Der Preis dafür, dass der Fall Gurlitt das Augenmerk einer breiten Öffentlichkeit auf das Feld der Provenienzforschung gelenkt hat, besteht wohl darin, dass sich die Diskussion über sogenannte "Raubkunst" sowie "entartete Kunst" und deren Verwertung durch das nationalsozialistische Regime in Richtung sehr allgemeiner moralischer und rechtlicher Erörterungen verschoben hat. Dem Drang zur Politisierung und zum Habitus moralischer Empörung sollte unbedingt Sachkenntnis als Korrektiv zur Seite treten, weshalb wir gerne auf zwei Publikationen hinweisen, die informativ über den Kunsthandel im Nationalsozialismus und den Kunsthandel in Berlin 1933-1945 berichten.

Im Weiteren war im Gros der Beiträge eine deutliche Polarisierung zu verzeichnen. Während die Bücher über die Kurfürstliche Kunstkammer in Dresden, die Kirche als Baustelle und die frühen Werke des Diego Velázquez sehr positiv gewürdigt wurden, gingen die Rezensenten mit Publikationen über das Interpretieren mittelalterlicher Sakralarchitektur, über Porträts der Renaissance und über Ordnungen des sozialen Raumes teilweise sehr kritisch ins Gericht. Auch wenn der eine oder andere in der Redaktion einen freundlicheren Ton der Kritik vorziehen würde, wollten wir wegen des sachlichen Gehalts der durchweg argumentativ vorgetragenen Bedenken daran aber nichts ändern. Denn der Streit um die Sache hat sich oft genug als wissenschaftliche Produktivkraft erwiesen und wo wäre sein Platz, wenn nicht in einem Rezensionsorgan…

Ein Gutes Neues Jahr wünschen außerdem

Ulrich Fürst, Hubertus Kohle, Stefanie Lieb und Olaf Peters


zur Ausgabe KUNSTFORM 15 (2014), Nr. 1

Empfohlene Zitierweise:

Christofer Herrmann: Rezension von: Christian Nille: Mittelalterliche Sakralarchitektur interpretieren. Eine Einführung, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2013
in: KUNSTFORM 15 (2014), Nr. 1,

Rezension von:

Christofer Herrmann
Universität Olsztyn

Redaktionelle Betreuung:

Ulrich Fürst