Rezension

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

vor fünf Jahren, in der Mitte des Jahres 2000, erschien die erste Ausgabe unseres Rezensionsjournals. In der jungen Geschichte digitaler Periodika des Faches Kunstgeschichte stellt sich ein fünfjähriges Bestehen zwar als ein relativ großer Zeitraum dar, doch sehen wir darin angesichts der viel älteren Tradition mancher Fachzeitschriften und gemessen an unseren eigenen längerfristigen Zielsetzungen noch keinen Anlass zu einer Jubelfeier.

Auf den Sachverhalt sei nur deshalb verwiesen, weil die stetig wachsende Zahl von Beiträgen für KUNSTFORM unter der Schaltfläche 'Archiv' nunmehr fünf Jahre lang kontinuierlich und in der jeweiligen Textfassung unverändert der Leserschaft zur Verfügung gestanden hat. Die blanken Tatsachen belegen also, dass der gelegentlich noch zu vernehmenden Auffassung vom 'flüchtigen Medium' Internet und den mit dieser Wendung vorgetragenen Bedenklichkeiten jede Grundlage fehlt. Unsere Erfahrungen mit der technischen Seite des Mediums lassen keine Gründe erkennen, warum ein digital vermitteltes Periodikum nicht auch ein mehrfaches des bisherigen Zeitraums Bestand haben sollte.

Die Rede vom 'flüchtigen Medium' war allerdings wohl nie ein technischer Befund: sie zeugte eher von der Unsicherheit gegenüber dem neuartigen Verbreitungsweg oder aber einem eigentümlichen Vertrauen in das bedruckte Papier, das selbst dann, wenn es nicht benötigt wird, als laufender Regalmeter mit der attraktiven Sinnlichkeit des gebundenen Buches eine beruhigende Gegenwärtigkeit ausstrahlt.

Zwar hat die Gattung der online-Publikation neue Abhängigkeiten geschaffen. Nicht mehr wegen der knappen Zeitschriftenbudgets, der Kosten der bibliothekarischen Betreuung und des Verfalls von Papier und Bindung muss man sich nun sorgen, sondern um einen langfristig betreuten Server, um zuverlässige Speichermedien, intakte Stromversorgung und funktionierende Netzverbindungen - Voraussetzungen, ohne die das Medium tatsächlich zunichte würde. Aber auch hier eröffnet sich ein beruhigender Aspekt: die in Kategorien des Materiellen immer so fragil erscheinende Eigenart digitalisierter Texte hat den komplementären Vorteil, dass sich der Datenbestand unschwer kopieren lässt und so auf einem anderen Server beziehungsweise Medium bereit gestellt werden könnte.

Sachlich gesehen stellt sich die 'Flüchtigkeit' von online-Publikationen also als eine dauerhafte Präsenz von qualitativ neuer Art heraus, zu deren spezieller Ausgestaltung die Zukunft sicher noch manche technische Innovation bringen wird. Insofern kann der stetige Wandel der technologischen Grundlage die Stabilität des im Netz veröffentlichten Produkts durchaus unterstützen.

Noch wichtiger als der Gesichtspunkt der Konservierung erscheint uns bei einem Rezensionsjournal aber das anhaltende Engagement einer Redaktion und die fortzuführende Aktualität der Beiträge, welche das Periodikum erst zu einem 'lebendigen' Organ wissenschaftlicher Auseinandersetzung und fachlicher Information macht. Wir würden uns freuen, wenn uns die geschätzten Leserinnen und Leser dabei auch in den nächsten fünf Jahren begleiten wollten!

Ulrich Fürst / Slavko Kacunko / Hubertus Kohle / Stefanie Lieb


zur Ausgabe KUNSTFORM 6 (2005), Nr. 9

Empfohlene Zitierweise:

Matthias Schnettger: Rezension von: Bernd Roeck / Andreas Tönnesmann: Die Nase Italiens. Federico da Montefeltro, Herzog von Urbino, Berlin: Wagenbach 2005
in: KUNSTFORM 6 (2005), Nr. 9,

Rezension von:

Matthias Schnettger
Johannes Gutenberg-Universität, Mainz

Redaktionelle Betreuung:

Stephan Laux