Wilhelm Trübner (1851–1917): "Reine Malerei" zwischen Impressionismus und Abstraktion

Eine Ausstellung zum 100. Todestag

Der gebürtige Heidelberger Wilhelm Trübner gilt als bedeutender Vertreter der deutschen Avantgarde um 1900. Doch entzieht sich sein Werk einer eindeutigen kunsthistorischen Klassifizierung. So wurde er denn auch als „Grenzgänger zwischen Realismus und Impressionismus“ bezeichnet.
Nach dem Studium in Karlsruhe und München machte Trübner 1871 die Bekanntschaft mit Wilhelm Leibl, der für sein Schaffen prägend wurde. Zudem pflegte er engen Kontakt zu Hans Thoma, Lovis Corinth, Max Slevogt und Max Liebermann. Der „Realismus“ der Kunst Trübners äußert sich insbesondere in der ungeschönten, sachlich-nüchternen Wiedergabe seiner Porträts. Auch die Wahl scheinbar zufälliger, ausschnitthafter und alltäglicher Motive verbindet ihn mit den realistischen, aber auch den impressionistischen Tendenzen seiner Zeit. Trübners Landschaftsgemälde gehen aus intensiven Freilichtstudien in der Natur hervor. Sie geben atmosphärische Licht- und Wetterstimmungen wieder. Daher, aber auch aufgrund der Motivwahl und der skizzenhaft-offenen Strichführung, lassen sich Trübners Gemälde dem Impressionismus zurechnen.
Im Zentrum von Trübners Interesse stehen die koloristischen Qualitäten seiner Gemälde sowie die Sichtbarmachung des künstlerischen Schaffensprozesses. In der Kunst gehe es nicht darum, „was man darstellt, sondern allein um das, wie man es darstellt, und die Schönheit muss in der Malerei selbst liegen, nicht im Gegenstand“ (W. Trübner, Das Kunstverständnis von Heute, 1892). Damit verfolgt Trübner im Anschluss an Leibl das Ziel einer „reinen Malerei“. Seine Werke zeichnen sich durch feine, tonale Farbabstufungen, einen klar gegliederten Bildaufbau und einen
äußerst lebendigen Pinselduktus aus. Dabei zerlegt Trübner die Bildgegenstände in einzelne breite Farbflecken. Die Art der malerischen Gestaltung gewinnt Vorrang gegenüber der inhaltlichen Bedeutung der Werke. Sie entfalten eine vom Gegenständlichen losgelöste Eigengesetzlichkeit. Hierin geht Trübner zum Teil bereits über das impressionistische Ziel unmittelbarer Naturerfassung hinaus.
Die Ausstellung verdeutlicht diesen modernen Ansatz anhand von Gemälden, Aquarellen, Zeichnungen und Druckgraphik aus der Sammlung Jayme und dem Kurpfälzischen Museum. Darüber hinaus thematisiert sie Trübners biographische und künstlerische Herkunft.