Männer als Werbeprotagonisten

Besonders deutlich wird der Fokus der Werbung, die mit Frauen wirbt, auf ästhetische Eigenschaften und Freizeit im Vergleich mit Autowerbungen, in denen Männer als Protagonisten fungieren.

Diese Werbung z.B. zeigt das Auto in einem städtischen und mit Arbeit verknüpften Kontext und präsentiert es als unentbehrliches Instrument des beruflichen und sozialen Aufstiegs. Männer werden als „Herren der Arbeit“ und „Herren der Zeit“ angesprochen, worin männliche Machtansprüche deutlich werden und eindeutig traditionelle Geschlechterrollen inszeniert werden. Insbesondere Männer, die sich durch das neue Selbstbewusstsein der Frauen bedroht fühlen (Schmidt 2000, 42), werden hier in ihrer Herrscherposition bestätigt. Dieser Eindruck wird zusätzlich durch Kriegsmetaphern unterstrichen, die das Auto als „Waffe im Kampf gegen die Entfernung und Zeit“ konzeptualisieren. Hier wird also eine Inszenierung von Männern als kämpferische Gruppe vorgenommen, die sich in Opposition zum ‚sanften‘ Geschlecht der Frau durch ihren Ehrgeiz und ihre Disziplin auszeichnet. Damit knüpft die Werbung an zeitgenössische Männlichkeitskonstruktionen an, die, auch unter Bezugnahme auf den 1. Weltkrieg, die vermeintlich männlichen Eigenschaften des Kämpferischen und Heldenhaften vermehrt betonen (Schmidt 2000, 38), und die nun auf den Wirtschaftssektor übertragen werden. Wenngleich Männer ebenfalls an der neuen Konsum- und Freizeitkultur partizipieren, so werden diese Aspekte hier vollständig ausgeklammert und in den weiblichen Raum hineinverlagert, um Männer über die Frau zu den Adressaten solcher Angebote zu machen. Die Konsumkultur der 1920er Jahre vermittelt also Lebensstile, die zwar auch ästhetisch distinguiert sind, wie man dies von zeitgenössischen Pop-Kulturen kennt (Hecken 2012), jedoch ist die Variable Geschlecht bestimmender, wenn es um Formen der Partizipation und Ästhetisierung geht. 

Literatur

Thomas Hecken: „Pop-Konzepte der Gegenwart“, 2012, in: www.uni-münster.de. Aufgerufen unter: /Ejournals/ index.php.pop/article/view/755/720, S. 96–99.

Jens Schmidt: „Sich hart machen, wenn es gilt“. Männlichkeitskonzeptionen in Illustrierten der Weimarer Republik. Münster 2000.