Gemeinsames Archiv des "Art-Zentrums Puschkinskaja 10" und des Museums für nonkonformistische Kunst

Geschichte alternativer Kunst in Leningrad/St. Petersburg

Die russische Kultureinrichtung „Art-Zentrum Puschkinskaja 10“ im heutigen St. Petersburg ging aus unterschiedlichen Zusammenschlüssen unabhängiger Künstlerinnen und Künstler hervor und wurde 1991 offiziell registriert. 1998 wurde unter dem Dach des Zentrums das "Museum für nonkonformistische Kunst" gegründet. Beide Einrichtungen verfolgten neben ihrer Ausstellungstätigkeit und ihrem Bildungsanspruch von Beginn an das Ziel, das Erbe sowjetischer nonkonformistische Kunst zu erhalten, zu dokumentieren und zu erforschen. Das Museum, das heute über 3500 Werke beherbergt, kuratiert jährlich über 70 Ausstellungen und arbeitet eng mit Museen und Galerien, aber auch Hochschulen und Archiven in Russland, Europa und den USA zusammen.

Entsprechend der Profile beider Einrichtungen hält das institutionenübergreifende Archiv Materialien über (alternatives) Kunstschaffen in Leningrad/St. Petersburg aus den letzten fünfzig Jahren vor. Über seine Bestände können die jeweiligen Entwicklungsphasen inoffizieller Kunst sowie künstlerischen Ereignisse im Kontext der Regionalgeschichte rekonstruiert werden. Die Verflechtungen reichen von den ersten Versuchen nonkonformer Künstlerinnen und Künstler in Leningrad in den 1970er Jahren, sich in alternativen Künstlerverbänden selbst zu organisieren, ihren nachfolgenden Bestrebungen um offizielle Anerkennung ihrer Aktivitäten in den 1980er Jahren, bis hin zu ihrer Neuerfindung und Positionierung in den Wirren der ersten Jahre nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und schließlich der Etablierung russischer Gegenwartskunst zu Beginn des 21. Jahrhunderts.

Alle Entwicklungsphasen sind durch entsprechende Dokumente, Fotografien, Videos oder seltene Objekte in den Beständen des Archivs repräsentiert. Zu den historischen Materialien zählen vorrangig Dokumentationen einzelner künstlerischen Vereinigungen wie der Verein „Freie Kultur (Svobodnaja kul’tura)“ und seine Vorgängerorganisationen „Die Arche (kovcheg), „Vereinigung für experimentelle Ausstellungen (TEV)" oder die „Vereinigung für experimentelle angewandte Kunst (TEII)". Die Gegenwartskunst betreffend werden Materialien der „Galerie 103“, „FotoImage“, „Galerie 21“ sowie der „Neuen Akademie der schönen Künste“ aufbewahrt. Das Fundament für den gegenwartsbezogenen Teil der Bestände legte die Sammlung  „Petersburger Archiv-Bibliothek für unabhängige Kunst“ des Kunstwissenschaftlers und Malers Andrey Khlobystin, die von den Mitarbeiter*innen des Archivs kontinuierlich erweitert wird. Der Archivbestand des Museums für nonkonformistische Kunst umfasst die vollständige Dokumentation seiner eigenen Ausstellungstätigkeit mit über 400 Ausstellungen und Veranstaltungen aus den letzten zwanzig Jahren.

Zur Geschichte der beiden Institutionen siehe: https://p-10.ru/en/about-us/ (in englischer Sprache)
Weiterführende Informationen zum Archiv siehe: https://p-10.ru/divisions/archive/ (in russischer Sprache)
Ansprechpartner/Kontakt: archive@p-10.ru