Boris Groys und Natalia Nikitina

Biographische Angaben und Bestandsbeschreibung

Der Philosoph und Medientheoretiker Boris Grojs [Groys] (1947, Ost-Berlin) war in den 1970er Jahre aktiv in das inoffizielle Kunstgeschehen in der Sowjetunion involviert. 1981 emigriert er mit seiner Ehefrau, der Journalistin Natalia Nikitina (1945, Moskau), aus der Sowjetunion nach Westdeutschland und lebt heute in den USA. Seit den 1990er Jahren ist Groys auch als Kurator mehrere Ausstellungen nonkonformer Künstler*innen und russischer Gegenwartskunst tätig.

Das Fundament des gemeinsamen Archivbestands legen die Manuskripte seiner Bücher, Aufsätze und Essays zum Thema Kunst sowie die Mitschriften seiner Interviews und Vorlesungen aus seiner Lehrtätigkeit an den Universitäten Münster, der Hochschule für Kunst und Design in Karlsruhe und der Akademie der Künste in Wien. Seine frühen Aufsätze wurden in inoffiziellen Samisdat (Selbstverlag)-Zeitschriften wie der in Leningrad herausgegebenen "Nördliche Post" (Severnaja Počta) oder dem Almanach "37" veröffentlicht.

Besonders interessant für die Forschung sind die Korrespondenzen des Ehepaars. Neben der Geschäftskorrespondenz Groys‘ in seinen zahlreichen Funktionen an deutschsprachigen Universitäten sind vor allem seine Briefwechsel über verschiedene Aspekte inoffizieller Kunst in der Sowjetunion mit Akteur*innen der inoffiziellen Szenen von Bedeutung, darunter seine philosopische Auseinandersetzung mit der Leningrader Frauenaktivistin Tat'jana Goričeva und seine Dialoge über Kunst mit Il'ja Kabakov und einer Reihe weiterer Vertreter des Moskauer Konzeptualismus (Vitalij Komar, Aleksandr Melamid, Andrej Monastyrskij, Pavel Pepperštejn). Bestandteil des Archivs von Boris Groys und Natalia Nikitina sind zudem eine umfangreiche Sammlung von Dokumenten zur Konzeptkunst und seltene Fotoaufnahmen von Ausstellungen, die mit Boris Groys' kuratorischer Tätigkeit und den Bestrebungen Natalia Nikitinas in Zusammenhang stehen, das Leben inoffizieller Künstler*innen zu dokumentieren.

Unter den Werken Dritter finden sich im Selbstverlag publizierte Schriften von Vertreter des sowjetischen literarischen Underground wie Vladimir Alejnikow, Viktor Krivulin, Aleksandr Mironov und Lev Rubinštejn.

Die Archivmaterialien wurde im Rahmen der langjährigen Zusammenarbeit im Projekt Russian Art Archive Network sowie des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Archiverschließungsprojekts "Nonkonforme Visionen. Alternative Kunst und Kultur aus Mittel- und Osteuropa" der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Link zum Bestand von Boris Groys und Natalia Nikitina in der FSO-Archivdatenbank