Mittelalterliche Retabel in Hessen

Ein Forschungsprojekt der Philipps-Universität Marburg, der Goethe-Universität Frankfurt und der Universität Osnabrück, gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG 2012-2015.

Im heutigen Hessen, einer historischen Transitregion und Gebiet vielfältiger Grenzen, Wege und Kontakte, hat sich ein reicher und außergewöhnlich qualitätsvoller Bestand mittelalterlicher Altarretabel an ihren originalen Standorten erhalten. Von der kunstgeschichtlichen Forschung ist dieser Bestand bisher nur partiell Gegenstand intensiver Untersuchungen gewesen. Ein Großteil der etwa 270 erhaltenen Werke muss als nahezu unbekannt gelten. Beabsichtigt ist in diesem Projekt deshalb die grundlegende Erfassung sämtlicher mittelalterlicher Retabel in den heutigen Grenzen des Bundeslandes Hessen sowie deren Auswertung auf dem Stand der aktuellen kunstgeschichtlichen Diskussionen. Nicht nur durch lokale kirchliche und weltliche Auftraggeber, sondern auch durch eine Vielzahl von äußeren Einflüssen geprägt, wurden die Werke hinsichtlich ihrer formalen und typenmäßigen Gestaltung, ihrer materiellen und künstlerischen Werkgenese, ihrer Nutzungsgeschichte, ihrer Kontextbeziehungen innerhalb eines Sakralraums sowie im Gefüge gesellschaftlicher Bedingungen analysiert. Angestrebt war eine Untersuchung der Objekte hinsichtlich ihrer regionalen und überregionalen Vernetzung, wie es den unterschiedlichen jeweiligen Situationen der einzelnen Objekte und Standorte in dieser vielfältig sich wandelnden, vielteilig gegliederten Region entspricht.

Die Objekte wurden fotografisch als Einzelobjekte wie auch in ihrer Umgebung erfasst und wissenschaftlich kommentiert. Die Ergebnisse werden in Buchform als Katalog ebenso wie in Gestalt eines neu zu entwickelnden, vielseitig recherchierbaren Internet-Portals (Datenbank) publiziert werden, sowie in PDF-Form als Objektdokumentationen über ART-Dok.
An ausgewählten Objekten werden Infrarotuntersuchungen vorgenommen (Kunsthistorisches Institut Frankfurt/Main). Damit werden die über eine größere Region verteilten Objekte in ihren vielfältigen Kontexten und in ihrem Zusammenhang in innovativer Weise erschlossen und dezentral zugänglich gemacht. Auf diese Weise kann das Arbeitsvorhaben auch eine Pilotfunktion für vergleichbare Untersuchungen in anderen Regionen übernehmen, insbesondere die Publikation via ART-Dok gewährt zusätzlich die Zitierfähigkeit und führt zudem zu einem Nachweis in Bibliothekskatalogen.

Das von der DFG geförderte Forschungsprojekt „Mittelalterliche Retabel in Hessen“ wird an den kunsthistorischen Instituten zu Marburg, Osnabrück und Frankfurt am Main unter der Leitung der Professoren Ulrich Schütte und Hubert Locher (Marburg), Klaus Niehr (Osnabrück) und Jochen Sander (Frankfurt a. M.) betreut.