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Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

in dem gewohnt breiten Spektrum von Rezensionen - es wurden Bücher besprochen über die Spanische Buchmalerei des Mittelalters, über die Brancacci-Kapelle in Florenz, über Gustave Courbet und über ‚Russian Modernism between East and West’ - möchten wir in dieser Ausgabe besonders auf die Publikation von David Ganz hinweisen, der über ‚Medien der Offenbarung. Visionsdarstellungen im Mittelalter’ gehandelt hat. Denn diese Studie unternimmt den Versuch, in einem zusammenfassenden Überblick die Arten und Weisen darzustellen, mit denen das spirituelle Phänomen der Vision sowie die visionären Inhalte den Betrachtern mittelalterlicher Kunst vermittelt wurden. Wenn die Untersuchung ‚Schrift-Bilder’, ‚Seelen-Räume’ und ‚Körper-Zeichen’ darstellt, bewegt sie sich in den Bahnen einer historisch reflektierten Bild- und Medientheorie, welche die wissenschaftliche Diskussion insbesondere im akademischen Bereich der Kunstgeschichte derzeit dominiert. Und in der Fülle von Themen - von Apokalypse Darstellungen über Erfahrungsberichte von Mystikern bis zum Thema der Gregorsmesse - zielt Ganz auf eine übergreifende Geschichte des Visionären in der Kunst des Mittelalters unter dem Aspekt des Medialen und des Bild-Text-Verhältnisses.

Der Beitrag von Ganz kann in diesem Sinne auch als eine am Thema des Visionären entwickelte Zwischenbilanz aktueller Forschungsansätze gelesen werden. Daher freuen wir uns sehr, dass wir mit Jeffrey F. Hamburger einen renommierten Fachmann dafür gewinnen konnten, sich auf einer grundsätzlichen Ebene mit den Thesen von Ganz auseinanderzusetzen und die spezifischen Leistungen dieser Studie, aber auch ihre thematischen wie methodischen Eingrenzungen deutlich zu konturieren. Für Besprechungen wie diese hatten wir unsere Rubrik ‚zur Debatte’ eingerichtet…

Ulrich Fürst, Hubertus Kohle, Stefanie Lieb und Olaf Peters