Rezension

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

den regelmäßigen Leserinnen und Lesern von KUNSTFORM wird in der Übersicht eine neue Rubrik auffallen: neben dem übergreifenden Themenfeld 'Allgemeines' und der Epochengliederung erscheint nun auch die Überschrift 'Zur Debatte'. Damit schaffen wir einen besonders ausgewiesenen Platz für solche Rezensionen, die eine aktuelle Diskussion anstoßen oder in einer wichtigen Debatte des Faches als eine Art Zwischenresümee gelten können, Besprechungen, die daher auch formal häufig den üblichen Rahmen unserer Texte sprengen. Auch andere Beiträge zu virulenten Streitfragen, die über den Rahmen eines Editorials oder einer Stellungnahme per Kommentar-Funktion zu einer einzelnen Rezension hinausgehen, wären hier einzustellen. Mit dieser Hervorhebung von Texten, denen die Redaktion eine besondere Bedeutung für den aktuellen Diskurs zuschreibt, unterstreicht KUNSTFORM sein Anliegen, als Medium der wissenschaftlich-argumentativen Auseinandersetzung zu dienen.

Der erste Beitrag in dieser Rubrik widmet sich einem Spezialfall der autonomen Zeichnung, der Darstellung von Maschinen in historischen Epochen. Dass die Besprechung in KUNSTFORM zu recht erscheint, erweist nicht nur, dass in dem Sammelband eines Symposiums der Max-Planck-Gesellschaft über "Picturing Machines" Zeichnungen von Villard d'Honnecourt oder Leonardo, von Albrecht Dürer oder Heinrich Schickardt verhandelt werden. Wichtiger waren die inhaltlichen Akzentuierungen: dass diese Gattung nicht sachlich-neutrale Dokumentationen oder Arbeitsanweisungen hervorgebracht hat, sondern Ideen vorgetragen, man könnte auch sagen: dass in der Zeichnung "darstellend gedacht" wurde. Thema ist also der aktuelle Ansatz, "die visuellen Prägungen der Wissenschaftsgeschichte in ihrem eigenen Status" und in ihrem medialen Charakter zu begreifen. Dass der Rezensent in den Texten des Symposiums jene "feine Linie" erreicht sieht, "auf der sich Kunst- und Wissenschaftsgeschichte im Kern ihrer Ansprüche genügen", dass er von einer "Zwischenzone von Mimesis und Abstraktion" berichtet, dass er angesichts der Divergenz der Darstellungsmethoden zu dem Schluss kommt, dass "die genaue Formanalyse zu einer Bedingung des Gegenstandes selber wird" – in diesen Aspekten liegt jenes Diskussionspotential begründet, dem wir durch die Rubrik 'Zur Debatte' Rechnung tragen wollen.

Ulrich Fürst / Hubertus Kohle / Stefanie Lieb


zur Ausgabe KUNSTFORM 7 (2006), Nr. 9

Empfohlene Zitierweise:

Georg Schelbert: Rezension von: William Tronzo: (ed.) St. Peter's in the Vatican. , Cambridge: Cambridge University Press 2005
in: KUNSTFORM 7 (2006), Nr. 9,

Rezension von:

Georg Schelbert
Kunstgeschichte, Universität Trier

Redaktionelle Betreuung:

Hubertus Kohle