Rezension

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

da die Sommerausgabe von KUNSTFORM immer als Doppelheft angelegt ist und demzufolge besonders viele wichtige Rezensionen zur Jahresmitte bündelt, sei an dieser Stelle auf die Themen der besprochenen Bücher vorab kurz eingegangen. Dank der schnellen digitalen Wege liegt das Erscheinungsdatum der rezensierten Arbeiten bei KUNSTFORM normalerweise maximal ein Jahr zurück: So kann neben der fachkundigen Beurteilung auch ein Überblick der jeweils aktuellen kunsthistorischen Forschungsbeiträge geboten werden.

Als ein sicherlich spezielles Thema werden wir diesmal unter "Allgemeines" die Arbeit von Andreas Dehmer über italienische Bruderschaftsbanner des Mittelalters und der Renaissance vorstellen.

Das Mittelalter wartet mit drei Untersuchungen auf, die einmal Architektur- und Raumkonzepte sowie auch Konfigurationen von Ausstattung und Liturgie thematisieren: Stephan Albrecht hat erstmalig eine Zusammenschau und Analyse mittelalterlicher Rathäuser in Deutschland vorgelegt, Uwe Bathe bearbeitete den romanischen Kapitelsaal der Abtei Brauweiler als ein ikonographisches und stilistisches Gesamtwerk aus Architektur, Wandmalerei und Kapitellplastik, und Susanne Wittekind rekonstruierte anhand von Schrift- sowie Bildquellen zu Wibald von Stablo den Einfluss des Auftraggebers auf Kunst und Liturgie im 12. Jahrhundert.

Die Graphik ist diesmal eines der zentralen Medien in den besprochenen Büchern zur Frühen Neuzeit. So stellt ein Schweinfurter Ausstellungskatalog Dürers "Marienleben" und andere Holzschnitte unter dem dichotomen Aspekt "Andachtsliteratur als Künstlerbuch" vor, und die Sammelbände von Giancarla Periti und David Mandrella widmen sich der norditalienischen Zeichenkunst der Renaissance bzw. französischen Zeichnungen des 17. und 18. Jahrhunderts. Als Untersuchungen zu niederländischer und italienischer Malerei aus Renaissance und Barock werden die Arbeiten von Marguerite Droz-Emmert über die Künstlerin Catharina van Hemessen, Thierry Greubs "Vermeer oder die Inszenierung der Imagination" ,Alexandra Derns Abhandlung über Scipione Pulzone und Stefan Grohés Analyse der Gattung "Stillleben" aufgeführt. Eva Knapp und Gábor Tüskès lenken das Augenmerk auf Emblembücher von Renaissance und Barock in Ungarn, während in einem Wolfenbüttler Sammelband zur Barockforschung außerliterarischen Anwendungen der Emblematik nachgegangen wird. Anna Ottani Cavina stellt in ihrem Buch "Geometries of Silence" Überlegungen zum Neoklassizismus am Ende des 18. Jahrhunderts und seiner Nähe zum Diskurs der frühen Moderne an. Schließlich werden mit der Veröffentlichung des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg über italienische Fayencen der Renaissance, herausgeben von Silvia Glaser und Gauvin Alexander Baileys Arbeit "Art of Colonial Latin America" auch Objekte und Fragestellungen herangezogen, die jenseits der gängigen Pfade des klassischen Fachkanons liegen.

Wer Sonja Knips war und was sie mit der Wiener Werkstätte zu tun hatte, erfährt man bei der Lektüre des Buches von Manu Miller. Ansonsten bieten die Arbeiten zum "langen" 19. Jahrhundert breit gefächert einen Einblick in die Miniaturen der Revolutionszeit aus der Sammlung Tansey sowie in das Werk des italienischen Malers Giovanni Segantini, herausgegeben von Beat Stutzer. Anne Heinig hat sich mit der späthistoristischen Sakraldekoration in Deutschland unter Einbeziehung kirchengeschichtlicher Koordinaten auseinandergesetzt, und die Historikerin Kathrin Pilger ist den organisatorischen Strukturen des legendären Kölner Dombauvereins im 19. Jahrhundert nachgegangen.

In der Rubrik des 20. Jahrhunderts wird diesmal der Ausstellungskatalog über den Architekten Egon Eiermann, editiert von Annemarie Jaeggi, besprochen, weiterhin ist der erste Band der Reihe "The Photobook. A History" von Martin Parr und Gerry Badger Thema der Betrachtung, und abschließend werden Anne Sölls Ausführungen zu Videos und -installationen der Schweizer Künstlerin Pipilotti Rist vorgestellt.

Bei diesem umfang- und facettenreichen Angebot wünschen wir Ihnen nun einen schönen Sommer mit viel Zeit für Lektüre und neue Einblicke!

Ulrich Fürst / Slavko Kacunko / Hubertus Kohle / Stefanie Lieb


zur Ausgabe KUNSTFORM 6 (2005), Nr. 7

Empfohlene Zitierweise:

Rüdiger Schütz: Rezension von: Kathrin Pilger: Der Kölner Zentral-Dombauverein im 19. Jahrhundert. Konstituierung des Bürgertums durch formale Organisation, Köln: SH-Verlag 2004
in: KUNSTFORM 6 (2005), Nr. 7,

Rezension von:

Rüdiger Schütz
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule, Aachen

Redaktionelle Betreuung:

Nils Freytag