Gerhard Straehle

Gerhard STRAEHLE
Der Naumburger Meister in der deutschen Kunstgeschichte

Dissertation, abgeschlossen im Februar 2008Ludwig-Maximilians-Universität, München
Publikation ist 2009 erfolgt.

Dass eine Rezeptionsgeschichte zum ,Naumburger Meister in der deutschen Kunstgeschichte' viele der bekanntesten Vertreter des Faches vereinigt - beispielsweise Panofsky, Pinder, Jantzen und Sauerländer - und somit eine Art Porträt unseres Faches auf dem Gebiet der Mediävistik bieten kann, bildet einen wichtigen Anreiz für die hier anzuzeigende Studie.
Diese setzt mit Schmarsow 1892 - mit Rückblicken auf die frühere Rezeptionsgeschichte - zu einem Zeitpunkt ein, in welchem die Fotografie die Grafik als Veranschaulichungsmittel kunsthistorischer Publikation verdrängt, und die systematische Beschäftigung mit dem Skulpturenzyklus im Naumburger Dom einsetzt.
Die noch heute umstrittene ratio des Naumburger Stifterzyklus veranlasst den Verfasser dazu, die gesammelten Ergebnisse zur Grundlage eines eigenen Erklärungsversuchs zu machen. Die Ausgangsthese lautet - worauf allein Friedrich Möbius bisher hingewiesen hat -, dass das Grundkonzept des Naumburger Stifterzyklus im Ort des Westchors als einem von Bischof und Domkapitel geplanten Synodalchor und d. h. Ort der bischöflichen Gerichtshoheit begründet liegt, und dass den Stifterfiguren hierbei - so die im Chorpolygon noch sichtbare Ursprungsidee - die Rolle von Exempla in einem gleichnishaft-juristischen Schauspiel zukommt. Dass in der Durchführung dieses Konzepts auch dynastische Interessen der wettinischen Landesherrschaft hineinspielen, dass ferner die psychische Erregtheit dieser Figuren nicht mit herkömmlichen Statuenkonzepten des 13. Jahrhunderts in Einklang zu bringen ist, sondern eine Invention voraussetzt und auf eine Auseinandersetzung innerhalb der Auftraggeberschaft selbst verweist - dies zu analysieren, und mit den Resultaten von über hundert Jahren Forschung zu einem kohärenten Erklärungsversuch zu vereinigen, macht die Schwierigkeit dieser Studie aus und kann nur durch eine immer wieder neu angestellte Betrachtung der Figuren selbst geleistet werden.

ISBN 978-3-936275-01-8